Der Stinkkanal muss sauber werden – Umweltforum fordert weniger Abwassereinleitungen und Abwärmenutzung

Nördlich von Sandhofen im Naturschutzgebiet Kopflache mündet der Stinkkanal mit den Abwässern aus der Kläranlage von Essity in den Rhein. Foto: Arnold Cullmann
13.05.2024

Das Umweltforum und seine Mitgliedsverbände fordern, dass zukünftig nur noch weniger belastete Abwässer der Papier- und Zellstofffabrik Essity in Sandhofen in den Rhein eingeleitet werden dürfen. Durch den Klimawandel nehmen Zeiten mit extrem niedrigen Wasserständen zu. Der ohnehin nur mäßige ökologische Zustand des Rheins wird dann noch weiter verschlechtert. Auch sollten Abwassertemperaturen von mehr als 30 Grad besser für den Ausbau von Nahwärmenetzen genutzt werden, wie es die kommunale Wärmeplanung vorsieht. Wärmeenergie hier weiter ungenutzt in den Rhein zu leiten, ist in Zeiten der Energiewende und hoher Energiepreise absurd.

Die Firma Essity Operations hat beim Regierungspräsidium Karlsruhe die Verlängerung ihrer wasserrechtlichen Erlaubnis als sogenannte gehobene Erlaubnis für mindestens 25 Jahre beantragt. Damit sollen die Abwassereinleitrechte langfristig gesichert und nicht mehr durch Dritte angreifbar werden. Dazu hat sich das Umweltforum kritisch in einer Stellungnahme geäußert.

Die Erlaubnis für die Abwassereinleitungen setzt auf den Verdünnungseffekt des Rheinwassers. Dies funktioniert aber insbesondere bei niedrigen Wasserständen im Rhein in trockenen, heißen Sommern nicht mehr in ausreichendem Umfang. Stromabwärts beziehen viele Trinkwasserversorger ihr Wasser aus Uferfiltrat des Rheins. Trotzdem wurden selbst die am nächsten betroffenen Wasserversorger nicht direkt über den Antrag von Essity informiert. Neben der Gewässerökologie muss auch die Trinkwasserversorgung trotz Klimaveränderungen gesichert bleiben.

Im Vergleich zur Kläranlage der Stadt Mannheim darf die Papier- und Zellstofffabrik immer noch deutlich mehr Stickstoff, Phosphor und andere zur Gewässerbelastung beitragende organische, schwer abbaubare Stoffe (CSB) mit den Produktionsabwässern aus ihrer Kläranlage ins Rheinwasser leiten. Der „Stinkkanal“ im Norden Mannheims ist vielen Mannheimern ein Begriff. Im Jahr 2022 hat Essity im Durchschnitt täglich 203 kg Stickstoff, 34 kg Phosphor und knapp 12 Tonnen CSB in den Rhein eingeleitet. Erlaubt wäre sogar noch mehr gewesen. Zwar gingen die Abwasserbelastungen am Mannheimer Essity-Standort in den letzten Jahren zurück. Mit dem Bau der angeblich so ökologischen Zellstofffabrik auf Basis von Stroh stiegen die Belastungen jedoch wieder deutlich an, wie die aktuelle Umwelterklärung von Essity zeigt. Dies darf nicht erlaubt bleiben, fordert das Umweltforum in seiner Stellungnahme.

Der Mannheimer Klimaschutzaktionsplan und die kommunale Wärmeplanung für Mannheim sehen in der Nutzung von Abwärme eine wichtige Säule für die Wärmewende. Zudem hat sich Essity über eine EMAS-Zertifizierung selbst zur weiteren Reduzierung der Umweltbelastungen verpflichtet. Da erscheint es doch sehr verwunderlich, dass sich für die bis zu 33 Grad warmen Abwässer keine bessere Verwendung findet als diese ungenutzt in den Rhein zu leiten. Durch den Einsatz von Wärmetauschern sollte die Wärme zur Beheizung von Wohnungen und Duschwasser im benachbarten Sandhofen genutzt werden, fordert das Umweltforum.

Die vollständige Stellungnahme des Umweltforums dazu ist hier abrufbar.