Umweltforum kritisiert aktuelle Planungen zum Umbau der Straßenbahnhaltestelle am Hauptbahnhof

26.03.2019

Um die Abwicklung des ÖPNV am Hauptbahnhof auch in Zukunft zu gewährleisten, plant die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) die Straßenbahnhaltestelle am Willy-Brandt-Platz bis zur BUGA 2023 umzubauen und zu erweitern. Bisher steigen auf dem Bahnhofsvorplatz mehr als 50.000 Fahrgäste pro Tag ein und aus. In Zukunft sollen es deutlich mehr werden. Dies ist zur Förderung der nachhaltigen Mobilität in Mannheim und als Beitrag zur Luftreinhaltung und zum Klimaschutz auch erwünscht. Das Umweltforum sieht jedoch zahlreiche Probleme bei den aktuellen Umbauplänen. Dazu gehören zukünftige Engstellen für ein- und aussteigende Fahrgäste an den Haltestellen, Rückstaus für Straßenbahnen und Kraftfahrzeuge im Kreuzungsbereich Kaiserring / Bismarckstraße sowie eine fehlende Einbindung der Stadtplaner der Stadt Mannheim und des Gestaltungsbeirates.

Die rnv plant die Aufspaltung der heutigen Straßenbahnhaltestelle am Hauptbahnhof in zwei Bahnsteige je Fahrtrichtung, die dann räumlich weit voneinander getrennt liegen sollen. Dies bringt für die ein-, aus- und umsteigenden Fahrgäste nicht nur weite Wege, sondern auch erhebliche Orientierungsprobleme mit sich. Während heute die Bahnsteige der Straßenbahn von allen Seiten zugänglich sind, sollen künftig die langen Bahnsteige vor allem am Kaiserring nur noch über vergleichsweise enge Zugänge von den Kopfenden her betreten werden können. Zusätzlich wird ein dort vorgesehener Treppenaufgang der Tiefgaragen die Fahrgäste behindern. Dies führt voraussichtlich zu einer erheblichen Staubildung bei den Reisenden, von denen es viele gerade am Bahnhof besonders eilig haben, um Anschlüsse zu erreichen. „Hier scheinen bei der Planung offensichtlich eher betrieblich-bauliche Belange im Vordergrund gestanden zu haben, während die Interessen der Fahrgäste zu wenig berücksichtigt wurden“ erläutert Andreas Schöber, Vorstand des Mannheimer Umweltforums und Sprecher von Pro Bahn Rhein-Neckar.

Während die heutige Haltestellenüberdachung über die gesamte Bahnsteiglänge den Fahrgästen Wetterschutz gewährt, sind an den künftigen Bahnsteigen nur noch zwei bis drei kleinere Standard-Wartehäuschen von der rnv vorgesehen. Dies mag für eine durchschnittlich frequentierte Haltestelle im Stadtgebiet ausreichen, für das Fahrgastaufkommen am Hauptbahnhof wären die Unterstellmöglichkeiten und das Sitzplatzangebot jedoch völlig unzureichend. Außerdem würden solche Wartehäuschen zu zusätzlichen Engstellen an den Haltestellen führen.

Wenn in Zukunft deutlich mehr Straßenbahnen den Mannheimer Hauptbahnhof anfahren, müssen diese auch den Kreuzungsbereich Bismarckstraße / Kaiserring queren. Autos müssen dann etwas länger warten. Wenn sich diese jedoch auf der Kreuzung zurückstauen, stehen auch die Straßenbahnen im Stau. Die Leistungs-fähigkeit der Kreuzung muss für alle Verkehrsteilnehmer sichergestellt werden. Deshalb wäre es erforderlich, ein viertes Gleis bereits ab dem Abzweig zur Haltestelle Tattersall / M7 bis zum Hauptbahnhof zu bauen. Bisher gibt es vom Bahnhof in Richtung Wasserturm bis zum Abzweig Richtung Tattersall zwei Straßenbahngleise, während die Strecke in umgekehrter Richtung nur eingleisig ist.

Die Haltestellenplanungen der rnv haben außerdem starke Auswirkungen auf die Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes. Vor allem durch die Verlegung von zwei Bahnsteigen in die Achse des Kaiserrings werden aus städtebaulicher Sicht künftige Planungen für ein attraktives Eingangstor in die Stadt erheblich beeinträchtigt, insbesondere für den zukünftigen „Boulevard Kaiserring“. Deshalb sollten sich die Stadtplaner der Stadt Mannheim nicht darauf beschränken, für den Bahnhofsvorplatz unverbindliche Ziele zu formulieren, während von der rnv bauliche Fakten geschaffen werden.

Zudem müssten aus Sicht des Umweltforums noch weitere Aspekte in die Planung eingearbeitet werden. Dazu gehören zum Beispiel die Erweiterung des westlichen Zugangs zum Geis 1 des Hauptbahnhofs, eine Fahrradverbindung zwischen Heinrich-Lanz-Straße und Schlossgartenstraße sowie zusätzliche Fahrradabstellanlagen auf dem Bahnhofsvorplatz. Das alles sollte in ein Gesamtkonzept eingebunden werden. Das Umweltforum regt dazu einen städtebaulichen Gestaltungswettbewerb unter Einbeziehung des Gestaltungsbeirates des Stadt Mannheim an.