Umweltforum fordert Überarbeitung des Störfallgutachtens der Firma Contargo
Der Chemieunfall mit einem geplatzten Container auf dem Gelände der Firma Contargo Ende August wirft aus Sicht des Umweltforums neue Fragen zum notwendigen Sicherheitsabstand für die geplante Bebauung des nahen Friedrichsparks auf. Der Mannheimer Gemeinderat hat die Bebauung des Friedrichspark durch die Universität Mannheim bereits beschlossen unter der Annahme, dass ein Mindestabstand von 600 Metern zu dem Störfallbetrieb Contargo für weitere Baumaßnahmen ausreichend ist. Dieser Abstand wurde im letzten Störfallgutachten ermittelt und reicht vom Unternehmensgelände bis knapp vor das Gelände des Friedrichsparks. Der aktuelle Gefahrgutunfall hat jedoch gezeigt, dass ein solcher Sicherheitsabstand offensichtlich nicht reicht.
Beim dem Chemieunfall waren auch weite Teile der Mannheimer Innenstadt, des Jungbusch und der Neckarstadt-West betroffen. Bewohnerinnen und Bewohner in einem Umkreis von 1,3 Kilometern zum Mannheimer Hafen wurden tagelang trotz bei großer Hitze aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Mehrere Tage war nicht klar war, welcher Gefahrstoff sich in dem Container befindet. Wie kann dies sein?
Derzeit plant die Stadt Mannheim die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Gelände der Firma Contargo. Damit will sie Contargo dazu zu bewegen, nur weniger gefährliche Stoffe auf dem südwestlichen Teil des Firmengeländes in der Nähe zu Innenstadt, Jungbusch und Friedrichspark zu lagern und umzuschlagen. Doch was nützen solche Regelungen, wenn am Ende nicht klar ist, was sich tatsächlich in den Containern befindet? Die Praxis hat zudem gezeigt, dass viele Mannheimerinnen und Mannheimer zunächst gar nichts von dem Chemieunfall mitbekommen haben. Dies berichtete beispielsweise eine Studentin aus einem Studierendenwohnheim im Jungbusch sowie ein Bewohner der Neckarstadt-West über seine nicht-deutschsprachigen Nachbarn.
In den geplanten neuen Unigebäuden im Friedrichspark mit Hörsälen, Gästehaus und Bibliothek würden sich zeitweilig viele Studierende und Lehrende der Universität gleichzeitig aufhalten. Wie könnten sie bei einem erneuten Störfall rasch evakuiert werden? Laut Lärmschutzgutachten müssen die neuen Gebäude wegen der hohen Lärmbelastung ausschließlich über Lüftungsanlagen mit Frischluft versorgt werden. Wie kann bei einem erneuten Unfall gewährleistet werden, dass die Lüftungsanlagen tatsächlich sofort abgestellt werden?
Aufgrund des Klimawandels und der zunehmenden Hitzeperioden steigt die Gefahr, dass sich ähnliche Unfälle durch die Überhitzung von Gefahrstoffen in den Containern wiederholen. Die bisherigen Bauplanungen der Universität und der Stadt so nahe an einem Betrieb, der Gefahrstoffe umschlägt, müssen deshalb kritisch hinterfragt werden. Das Umweltforum fordert eine Überarbeitung des Störfallgutachtens für die Firma Contargo und des bisher ermittelten Sicherheitsabstandes auf Basis der aktuellen Erkenntnisse aus dem Chemieunfall.
Das Störfallgutachten für die Firma Contargo, beauftragt von der Stadt Mannheim, kann hier heruntergeladen werden.