Das neue Wohngebiet auf Spinelli soll Modellcharakter bekommen und damit Vorzeigeprojekt für die Energie- und Verkehrswende in Mannheim werden. So steht es zumindest im städtebaulichen Rahmenplan. Doch was wird aus einem Modellquartier für autoarmes Wohnen ohne ausreichende Alternativen wie einem guten ÖPNV-Anschluss? Wie baut man ein klimaneutrales Quartier ohne innovatives Energiekonzept?
Für die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner des „autoarmen“ Wohnviertels am nördlichen Rand von Spinelli gibt es bisher in direkter Nähe nur eine Busanbindung mit wenig attraktivem 20-Minuten-Takt. Straßenbahnhaltestellen findet man angeblich in „500 Meter Luftlinie“ , allerdings gemessen vom nördlichen Quartiersrand. Zudem liegen diese jenseits der B38, was in der Summe für Fußgänger viel längere Laufwege bedeutet. Für einen besseren Anschluss an das Straßenbahnnetz gibt es bisher noch keinen konkreten Zeitplan. Vielmehr ist eine neue Stadtbahn bisher nur „perspektivisch“ angedacht, wie man in den Unterlagen zum Bebauungsplan für den ersten Bauabschnitt liest. Wie die Planer so zu einem Verzicht auf ein eigenes Auto animieren wollen, wie es der reduzierte Stellplatzschlüssel von 0,8 verlangt, bleibt fraglich. Auch die geplante Anbindung an die Radschnellverbindung und Sharingangebote für Fahrräder und PKW werden eine gute ÖPNV-Anbindung kaum kompensieren können.
Ähnliche Defizite zeigen sich auch beim Energiekonzept für Spinelli, mit dem die MVV-Tochter Regioplan beauftragt wurde. Das gibt es nämlich noch nicht. Dabei heißt es im Rahmenplan: „Spinelli wird durch energiesparende Gebäude mit umweltfreundlicher Energieversorgung und intelligenter Gebäudetechnik einen Beitrag zum Klimaschutz leisten“. Wie dies ausgestaltet werden soll, bleibt den Investoren überlassen, die der Auswahlkommission ein Konzept vorlegen müssen. Dabei könnte die Stadt Mannheim mit ihrer Projektentwicklungsgesellschaft MWSP hier als Grundstückeigentümerin durchaus Vorgaben für einen besonders niedrigen Energieverbrauch der Gebäude machen. Die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner auf Spinelli hätten mit innovativen Passivhäusern nicht nur niedrige Energiekosten, sondern gleichzeitig einen sehr guten sommerlichen Hitzeschutz, was bei der zunehmenden Klimaerwärmung von Vorteil wäre. Auch die geplante Versorgung mit erneuerbaren Energien bleibt bisher wenig konkret. Allein der mögliche Anschluss an die bisher noch überwiegend kohlegespeiste Fernwärme wird im Bebauungsplan als Option benannt.
Ob so das Leitbild der Klimaneutralität 2050 in Mannheim auf Spinelli gelingt, bleibt fraglich. Trotz umfangreicher Bürgerbeteiligung und Forschungsprojekten zur modellhaften Umsetzung bleibt die Planung bisher hinter den eigenen Zielvorgaben der Stadt Mannheim zurück. Das Umweltforum fordert deshalb dringend Nachbesserungen, damit die Energie- und Verkehrswende in Mannheim tatsächlich gelingt.
Weitere Informationen:
Spinelli – Die Entwicklung eines Modellquartiers. Städtebaulicher Rahmenplan