Klimaschutz braucht dringend Taten!

28.11.2019

Umweltforum fordert Fortschreibung des Mannheimer Klimaschutzkonzeptes und zeitnahe Stilllegung der alten Kraftwerksblöcke 6, 7 und 8 im GKM

Die Stadt Mannheim will bis 2050 klimaneutral werden. So steht es im „Leitbild Mannheim 2030“. Doch schon die Ziele aus der Mannheimer Klimaschutzkonzeption 2020 zur Reduzierung des klimaschädlichen Kohlendioxid-Ausstoßes wurden bisher nicht erreicht. Wenn nun auch noch der Kohleausstieg bis spätestens 2038 gelingen soll, reicht es nicht, allein auf Erneuerbare Energien zu setzen. Wichtig ist, dass auch der Strom- und Fernwärmeverbrauch in Mannheim sinkt. Dazu braucht die Stadt dringend ein umfangreiches Handlungsprogramm!

Das Mannheimer Klimaschutzkonzept 2020 sollte dringend bilanziert und bis zum Jahr 2030 fortgeschrieben werden. Die Vorschläge im Dringlichkeitsbeschluss zur Klimaneutralität (V446/2019) reichen nicht aus, um die selbst gesteckten Einsparziele zu erreichen. Eine Gesamtschau für Mannheim und die Region ist notwendig. Wenn Energie- und Verkehrskonzepte dabei an privatrechtliche Unternehmen wie die MVV delegiert werden, besteht die Gefahr, dass betriebswirtschaftliche Belange übergewichtet werden. Ein Beispiel dafür ist die Erstellung der Energiekonzepte für die Konversionsgebiete Franklin und Spinelli durch die MVV-Tochter Regioplan. Hier stehen Interessen des Energieversorgers in einem Spannungsfeld zwischen Energieeinsparung auf der einen und Ertragsminderungen beim Verkauf von Strom und Fernwärme auf der anderen Seite.

Der Mannheimer Gebäudebestand sollte dringend energetisch saniert werden. Dies gilt für viele städtische Gebäude, Wohnungen der GBG und private Wohngebäude. Bisher werden pro Jahr nur ein Prozent der mehr als 40.000 Gebäude in Mannheim saniert. Gleichzeitig werden immer neue Gebäude wie beispielsweise in den Konversionsgebieten an das Fernwärmenetz angeschlossen. Der Bedarf an Fernwärme aus dem Mannheimer Großkraftwerk muss jedoch begrenzt werden und darf nicht weiter steigen. Wenn es gelingen soll, dass die Mannheimer Fernwärme in absehbarer Zeit aus Erneuerbaren Energien stammen soll, ist es wichtig, auch den Wärmeverbrauch zu senken.

Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien zur Strom- und Wärmeerzeugung muss immer auch der Umwelt- und Naturschutz berücksichtigt werden. Strom und Wärme aus dem Mannheimer Müllheizkraftwerk sind nicht per se umweltfreundlich, sondern nur weniger klimaschädlich. Ähnliches gilt für die Verbrennung von Altholz in Biomasseheizkraftwerken. Der Ausbau der Windenergie stagniert derzeit deutschlandweit. Der Ausbau von Solarstromanlagen benötigt riesige Flächen bei gleichzeitig kleinteiligen Besitzstrukturen von Hausdächern. Hier sollten in der Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes intelligente Lösungen gefunden werden, um mehr Dachflächen für Photovoltaikanlagen zu erschließen.

Keine Energiewende ohne Verkehrswende. Der Ausbau der Elektromobilität bei Kraftfahrzeugen wird zu einem enormen Anstieg des Stromverbrauchs führen. Dies darf deshalb nicht die alleinige Strategie im Verkehrsbereich sein. Viel wichtiger ist es, den Umweltverbund mit attraktiven ÖPNV- und Radverkehrsangeboten deutlich zu stärken.

Etwa 60 Prozent der Fernwärme in Mannheim stammt bisher noch aus den älteren Kraftwerksblöcken 6, 7 und 8 des GKM. Es muss zeitnah gelingen, dass diese ineffizienten Steinkohleblöcke stillgelegt werden. Spätestens 2038 wird auch Block 9 vom Netz gehen. Bis dahin werden im GKM jedoch erhebliche Investitionen erforderlich, um die zukünftig strengeren Grenzwerte zum Ausstoß von Quecksilber einzuhalten.

Das Umweltforum hat in der Broschüre „Klimaschutz in Mannheim – Energiewende jetzt!“ eine aktuelle Bestandsaufnahme zum Klimaschutz in Mannheim erstellt und Forderungen formuliert.
Die Broschüre ist hier abrufbar:
Broschüre des Umweltforums: „Klimaschutz in Mannheim – Energiewende jetzt!“

Weitere Informationen:

Stadt Mannheim: Beschlussvorlage V446/2019 „Dringlichkeitsbeschluss: Ziel: Klimaneutralität. Dringlichkeitsbeschluss zur Beschleunigung von Klimaschutzmaßnahmen“

ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung (2009): Klimaschutzkonzeption Mannheim 2020