Kein Heizöltank im Hochwasserrisikogebiet und Begrenzung der Einsatzzeiten mit Erdgas.
Die MVV hat für den Bau einer sogenannten Fernwärmebesicherungsanlage mit Erdgas und Heizöl eine Genehmigung beim Regierungspräsidium beantragt. Damit soll 2022 der Block 8 des Mannheimer Kohlekraftwerkes (GKM) stillgelegt werden können. Das Umweltforum begrüßt diese Pläne, sieht die Ersatzanlage in der geplanten Form aber kritisch: Die beantragte Einsatzzeit von bis zu 7.000 Stunden im Jahr mit fossilen Brennstoffen gleicht eher dem Regelbetrieb eines Heizwerkes als einer Besicherungsanlage für Kraftwerksausfälle im GKM und zur Spitzenlastabsicherung. Zudem ist der Bau eines mehr als 2,5 Millionen Liter fassenden Heizöltanks in einem Hochwasserrisikogebiet nur 400 Meter vom Rhein entfernt unverantwortlich.
Die vergangenen Monate haben eindrücklich gezeigt, dass durch den Klimawandel Extremwetterereignisse wie Starkregen und extreme Hochwasser zunehmen. Für nachhaltige und zukunftsfähige Planungen dürfen sich Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen. Weniger als zwei Kilometer stromabwärts der geplanten Anlage im Hafengebiet von Rheinau liegt mit dem Waldpark ein geschütztes Auengebiet, das bei Hochwasser überschwemmt wird. Die Umgebung des Öltanks würde trotz geplanter Schutzmaßnahmen bei einem extremen Hochwasser rund einen halben Meter überflutet. Nicht auszudenken, wenn sich bei einer Havarie des Heizöltanks austretendes Öl im Waldpark und auf der Reißinsel verteilen würde. Das Umweltforum plädiert deshalb für weniger wassergefährdende Brennstoffalternativen wie zum Beispiel Flüssiggas.
Heizöl ist als fossiler Brennstoff zudem noch klimaschädlicher als Erdgas. Von den 7.000 Stunden soll die Anlage bis zu 1.000 Stunden mit Heizöl laufen dürfen. Dadurch würden fast 25.000 Tonnen Kohlendioxid mehr als bisher bei der Fernwärmeerzeugung entstehen. Private Hausbesitzer dürfen ab 2026 nur noch in Ausnahmefällen neue Ölheizungen einbauen. Dass die MVV mit ihren nachhaltigen Unternehmenszielen trotzdem Heizöl zur Fernwärmeerzeugung einsetzen will, ist nicht nachvollziehbar. Schließlich soll die Fernwärme ja eigentlich „grüner“ werden.
Kritisch sieht das Umweltforum auch über die beantragte Betriebszeit der Fernwärmebesicherungsanlage von insgesamt bis zu 7.000 Stunden im Jahr, das entspricht mehr als neun Monaten Dauerbetrieb. Bisher wurde von der MVV ein Einsatz von bis zu 150 Stunden im Jahr kommuniziert. Nun wurde der 47fache Wert beantragt. Bei einer Genehmigung könnte theoretisch ein Drittel der gesamten Fernwärme in der Region mit fossilem Erdgas und Heizöl erzeugt werden. Damit würde sich jedoch für Häuslebauer die bisher günstig bewertete Fernwärme verschlechtern. Wer in den letzten Jahren staatliche Fördermittel für ein besonders energieeffizientes Gebäude mit Fernwärmeanschluss in Mannheim erhalten hat, müsste bei einer Verschlechterung des sogenannten Primärenergiefaktors diese Zuschüsse möglicherweise zurückzahlen. Fernwärme entsteht bisher als „Abfallprodukt“ bei der Stromerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen im GKM und im Müllheizkraftwerk und hat deshalb einen niedrigen Primärenergiefaktor.
Das Umweltforum fordert deshalb, den Betrieb der Fernwärmebesicherungsanlage auf maximal 1.000 Stunden pro Jahr zu begrenzen. Die Anlage darf nicht für andere Zwecke wie beispielsweise zur Einsatzoptimierung im GKM genutzt werden. Vielmehr muss der Ausbau der erneuerbaren Wärmeerzeugung in der Region forciert werden, damit auch die übrigen Kraftwerksblöcke des GKM, Block 6 und Block 9, so schnell wie möglich vom Netz gehen.
Die vollständige Stellungnahme des Umweltforums zum Genehmigungsantrag ist hier abrufbar.